Tafel 23 - Das Vorwerk von Ruppendorf
Bereits mit der ersten Erwähnung Ruppendorfs im Jahr 1349 werden das Vorwerk und die Wasserburg an diesem Ort erwähnt. In den ersten Jahrhunderten erhält der Adel das Vorwerk, an einigen Stellen auch Sattelhof genannt, mit den zugehörigen Wiesen und Feldern vom jeweiligen Landesherrn zur Lehn. 1586 verkauft der Kurfürst Christian der I. alle Äcker (ca. 18 Malter), Feld und Wiesen, die zum Vorwerk gehören, an vier Bauern aus Ruppendorf (Malter ist ein altes Getreidemaß von unterschiedlicher Größe, meist 12 Scheffel, 1 Scheffel entspricht ca. 104 Liter). Wahrscheinlich betrifft das aber zu dieser Zeit nicht die Gebäude des Vorwerks, denn in den nächsten Jahrzehnten wechseln laut Dorfchronik noch oft die Besitzer.
Ab ca. 1700 scheint das Vorwerk in vier bzw. fünf einzelne Höfe aufgeteilt worden zu sein, wenn man davon ausgeht, dass jeder Hof eine eigene Brandkataster-Nummer erhalten hat (BrdK-Nr. 69/70/71/72 und 74). 1868 brennt das strohgedeckte Vorwerk komplett ab. Der Besitzer Carl Gustav Kästner verwendet aus den noch vorhandenen Mauern der Burgruine eine größere Menge Steine zum Wiederaufbau.
Ab 1954 wurde der Hauptteil des Vorwerks, der sogenannte Zentralhof, von der LPG übernommen (BrdK 69/70/71, Hofweg 6). Mit dem Bau des Kartoffellagerhauses 1976, den Sozialgebäuden und der Milchviehanlage 1985 wurden die Gebäude des Zentralhofes von der damaligen LPG nicht mehr gebraucht und der Verfall setzte sich fort.
Im Juni 2006 wurde das große Stallgebäude mit Milchhaus abgerissen. Von 2006 bis 2010 war der Zentralhof in Privatbesitz und auf den Dächern wurde eine große Photovoltaik-Anlage errichtet. 2014 kaufte die Gemeinde das Anwesen vom Nachlassverwalter und 2018 wurde der Abriss beschlossen. Damit war der Kern des alten Vorwerks Geschichte. Der Hofweg Nr. 6 mit der Ortslistennummer 81 und den Brandkataster-Nummern 69/70/71 existierte nicht mehr. Die anderen beiden Güter des ehemaligen Vorwerks, Hofweg Nr. 5 (BrdK. 72) und Hofweg Nr. 9 (BrdK. 74) sind weiter im Privatbesitz.
Auf dem Gelände des ehemaligen Zentralhofes wurde 2020 eine Kindereinrichtung mit 36 Plätzen errichtet (jetzt Hofweg Nr. 10) und ein Parkplatz angelegt.