Tafel 10 - Mühlgraben
Der Bereich des Mühlgrabens blickt auf eine jahrhundertelange Besiedlungsgeschichte zurück. Wenn man heute entlang des Mühlgrabens spaziert, offenbaren sich auf der am Feld gelegenen Seite die historischen Bauernhöfe, die auch heute noch die charakteristischen Merkmale eines Waldhufendorfes mit zentralem Bach, Hauptweg, Wiesen, Hofstellen, Ackerland und Wald erkennen lassen.
Seinen Namen erhielt die heutige Straße durch den gleichlautenden, ehemals ca. 530 m langen Wassergraben, der auf Höhe der ehemaligen Kirchner-Schmiede (Infotafel Nr. 11) vom ehemaligen Bachverlauf abzweigte und die Flathe Mühle (Infotafel Nr. 12) mit Wasser versorgte. Auf der Karte von 1790 erkennt man, dass der Bach noch seinen natürlichen Verlauf hatte und bis auf die Bauernhöfe und einzelne Gebäude die Wiesen und Auenbereiche unbebaut waren. Vermutlich 1928 wurde der Mühlgraben zugeschüttet und der Bachverlauf begradigt.
Durch die Begradigung des Höckenbaches entstand nutzbares Land. Ab den 1930ern wurde dieses, beginnend auf der dem Bach zugewandten Straßenseite, schrittweise bebaut. In den 1970ern und 80ern kamen weitere Eigenheime auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinzu. Mit der steigenden Bebauung wuchs das Überschwemmungsrisiko. Das ergibt sich sowohl durch den regulierten Bachlauf als auch durch die angrenzenden Felder. Viele der heutigen Häuser sind in historischen Abflussmulden erbaut, die ein Einzugsgebiet besitzen, das beinahe bis zum Steinberg (Infotafel Nr. 18) reicht. Die Gebäude am Mühlgraben zeugen eindrücklich vom Wandel der Zeit. Während es 1790 noch 49 Bauwerke gab, sind es im Jahr 2023 bereits 134.
Heutzutage präsentiert sich der Mühlgraben als ein harmonisches Siedlungsgebiet, das trotz zahlreicher moderner Bauten seinen ländlichen Charme bewahrt hat.